Bayerisches Kulturgut
Bier ist auf der ganzen Welt bekannt und in Bayern sogar Kulturgut! Hier haben Bierfeste eine lange Tradition und sind über die Landesgrenzen hinweg beliebt. "Ein Prosit auf die Gemütlichkeit ..." Diesen bayerischen Trinkspruch kennen viele. Er fehlt auf kaum einem Bierfest. Weniger bekannt aber sind Fakten, wo und vor allem wann dieses - fast schon - Nationalgetränk der Bayern erfunden wurde.
Klosterbrauereien
Um die Jahrtausendwende begannen immer mehr Klöster, sich der Braukunst zuzuwenden. Vermutlich, um ein nahrhaftes und wohlschmeckendes Getränk zu den Mahlzeiten herzustellen, die vor allem in der Fastenzeit kärglich waren. "Flüssiges bricht Fasten nicht!" - diese Regel gilt bis heute. Kloster Weltenburg ist die älteste bekannte Klosterbrauerei.
Bier wurde neben dem Eigenverbrauch auch in so genannten Klosterschenken ausgeschenkt so auch in Weihenstephan. Dort durfte Bier auch verkauft werden. Da die Klöster das Brauwesen sehr vorantrieben, waren die Biere entsprechend gut und beliebt, Wallfahrten zu kirchlichen Orten wie Kloster Andechs doppelt geschätzt. Die Mönche waren es auch, die das Bier als erste wissenschaftlich untersuchten und die beruhigende Wirkung des Hopfens erkannten. Ein Meilenstein in der deutschen Biergeschichte ist das Reinheitsgebot von 1516. Es ist das erste Lebensmittelgesetz der Welt und besagt, dass Bier nur aus Gerste, Hopfen und Wasser hergestellt werden durfte.
Das bayerische, insbesondere das Münchner Bier verdankt seinen Weltruf der Sorgfalt, mit der die Braukunst hier seit langem ausgeübt und weitergebildet wird, wie auch der sachverständigen Kritik der Münchener Biertrinker. Das besondere seines Geschmacks hängt mit der Zusammensetzung des Wassers zusammen.
Schon die alten Ägypter kannten das Bier. Auf bayerischem Boden wurde bereits in der keltisch-römischen Zeit und bei den germanischen Stämmen Bier gebraut. Die Erwähnung eines Hopfengartens bei Kloster Freising im Jahre 768 ist das älteste Zeugnis für den Hopfenanbau im Abendland. 815 findet sich die erste urkundliche Nachricht über Bierherstellung auf dem heutigen Stadtgebiet Münchens.
Anfangs wurde das Bier nur im Haushalt hergestellt; allmählich richtete das unternehmerische Bürgertum handwerkliche Braustätten ein; erst seit dem meist von Klöstern und Fürstenhöfen betrieben wurden. Im Mittelalter waren die Grundstoffe des Bieres nicht einheitlich. Man vermälzte jedes Getreide und verwendete vielerlei Kräuter. Das Bier wurde "obergärig" das heißt bei etwa 15 Grad vergärt und war nur kurze Zeit haltbar. Auf der Wende zur Neuzeit begründeten zwei Ereignisse die Qualität und die führende Stellung des bayerischen Bieres, wobei der Aufschwung des Münchner Brauwesens Vorbild war: Im 15.Jahrhundert kam die "untergärige"5-8 Grad Brauweise auf, was die nun haltbareren Biere Transport und lagerfähig machte.
Bayerische Braukunst in Pilsen
Ähnlich wie beim Bockbier, das nicht aus Süd- sondern aus Norddeutschland stammt, war es nicht ein Böhme, sondern ein Bayer, der das Pils erfunden hat.Die böhmische Stadt Pilsen gehörte Mitte des vergangenen Jahrhunderts zur österreichischen k.u.k. Monarchie. Aber von kaiserlicher Herrlichkeit konnte bei dem Bier, das in der Stadt gebraut wurde, nicht die Rede sein. Die Qualität war so schlecht, dass der Pilsner Magistrat im Februar 1838 sogar verfügte, 36 Fässer Bier vor dem Rathaus öffentlich auslaufen zu lassen. Um diesem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen, beschloss noch im selben Jahr eine Gruppe "brauberechtigter Bürger" den gemeinschaftlichen Bau eines "Bürgerlichen Brauhauses". Am 15. September 1838 erfolgte der erste Spatenstich.
Auch bei der Bierart wollten die Pilsner neue Wege gehen. In Böhmen wurde nach alter Art obergäriges Bier gebraut. Aber der Geschmack hatte sich gewandelt. Untergäriges Bier, auch bayerisches Bier genannt, war in Mode gekommen, und so brauchte man für das neue Brauhaus auch einen neuen Braumeister. Die Wahl fiel auf den 29 Jahre alten Josef Groll aus dem bayerischen Vilshofen. Dessen Vater war Brauereibesitzer und Bierbrauer und hatte lange an der Rezeptur eines untergärigen Biers getüftelt. Groll junior nahm das Rezept mit nach Pilsen. Ähnlich wie die Bayern hatten auch die Böhmen die Möglichkeit, Eis, das im Winter gesammelt wurde, in tiefen Kellern und Höhlen aufzubewahren. So konnten sie das ganze Jahr über bei einer Temperatur von 4 bis 9 Grad Celsius Bier brauen, Voraussetzung für den Einsatz untergäriger Hefe. Am Martinstag, dem 11. November 1842, war es dann soweit: In den Gasthöfen "Zum Goldenen Adler", "Zur weißen Rose" und "Hanes" wurde zum ersten Mal das neue Pilsener Bier ausgeschenkt. Josef Groll hatte jedoch nicht viel Zeit, sich an seinem Bier zu freuen. Sein Vertrag lief nach fünf Jahren aus und wurde auch nicht verlängert. Zu Ruhm und Ehre kam das Pilsener Bier in Deutschland zuerst in Preußen. Erst viele Jahrzehnte später zogen die Bayern zögernd nach.
Quelle: © Deutscher Brauerbund